Manchen Frauen scheint es so, als ob sich in Bezug auf ihre Berufsschancen nichts oder viel zu wenig tut, und es ist eine Kultur entstanden, die hauptsächlich von Negativem geprägt ist. Mit grosser Unterstützung der Medien wird akribisch untersucht: Was haben Frauen (noch) nicht erreicht? Wo ist eine Erwartung enttäuscht worden? Welche Frauen sitzen auf der so genannten «Gläsernen Klippe», also auf dem Schleudersitz, falls die Zahlen am Jahresende nicht den Vorgaben entsprechen?
Über solchen Klagen und negativen Zukunftsszenarien wird oft vergessen oder übersehen, dass sich sehr wohl “etwas” tut, dass man fast täglich den Medien entnehmen kann, welche Top-Position zum ersten Mal an eine Frau gegangen ist, welches Unternehmen eine bessere Rendite aufweist, weil es gemischte Teams an der Spitze hat, oder welche Branche trotz allem begriffen hat, dass sich Monokulturen auf die Dauer für ein Unternehmen als schädlich erweisen können.
Wie wichtig Frauen in konkurrenzintensiven Bereichen sein können, lässt sich am Beispiel der Pharmabranche zeigen, die als frauenresistent gilt, was die obersten Etagen angeht. Innerhalb eines Dreivierteljahres haben zwei bedeutende Pharmaunternehmen Frauen in die Geschäftsleitung geholt – in beiden Fällen zum ersten Mal:
Emma Walmsley, GSK
Emma Walmsley, 47, hat eine wichtige Premiere inszeniert: Sie ist Chefin des britischen Arzneimittelherstellers GlaxoSmithKline und damit die erste Frau, die ein globales Top-Pharmaunternehmen führt.
Elizabeth «Liz» Barrett wird Anfang Februar CEO der Onkologie und zugleich Mitglied der Geschäftsleitung bei Novartis. Die US-Amerikanerin kommt von weltgrössten Pharmakonzern Pfizer, einem wichtigen Konkurrenten von Novartis im Krebsgeschäft. Der Wechsel von Barrett ist damit ein kleiner Coup. Sie war entscheidend beteiligt an der Einführung neuer kommerzieller Modelle und beim Vorantreiben von Innovationen in enger Partnerschaft mit Forschung und Entwicklung.
Elizabeth «Liz» Barrett (ZVG)
“Barrett ist sich ihrer herausgestellten Position in der Branche bewusst, wie sie gegenüber «FiercePharma» bestätigte: «Es gibt nicht viele Frauen mit meinem Erfahrungshorizont in der Branche.» Sie sei glücklich, dass sich das allmählich ändere. «Ein Unternehmen ist stets besser aufgestellt mit einem vielfältig zusammengesetztem Führungsteam.»
In der Schweiz ist die Situation besonders zugespitzt: Nur 8 Prozent aller Führungspositionen in SMI-Konzernen sind von Frauen besetzt, zeigt der Schilling-Report. Das bedeutet, nur 17 von 219 Posten hatten Frauen inne, Stand Sommer 2017. Und noch seltener fällt die Entscheidung, einen finanziell zentralen Bereich in weibliche Hände zu legen. Novartis hat mit diesem Schritt also auch ein Role Model geschaffen.” (Handelszeitung)