Victoria Woodhull wurde 1838 in Ohio geboren. Sie war eine US-amerikanische Frauenrechtlerin, die sich als erste Frau um das Amt des US-Präsidenten bewarb (1872), mit ihrer Schwester als erste Frau eine Zeitschrift gründete und das erste von Frauen geführte Maklerbüro an der Wall Street eröffnete. Foto: C.D. Fredericks & Co.
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Fehlende Rollenvorbilder? Ach was!

Wir kennen sie ja, die Klagen von Frauen, die mit ihrer beruflichen Situation nicht zufrieden sind. Sie haben Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts (damals weitgehend berechtigt) begonnen und sich 45 Jahre später – inzwischen unberechtigt – nur minim verändert: Die „Rahmenbedingungen“ stimmen nicht. Die staatlich geförderte Kinderbetreuung lässt immer noch auf sich warten. Die individuell vereinbarte Arbeitszeit ebenso. Die Lohngleichheit ist auch noch nicht erreicht, und die guten Jobs gibt man immer noch eher den Männern als den Frauen. Das Signal, das jungen Frauen so am Beginn ihrer Laufbahn übermittelt wird, ist: „Frauen sind nach wie vor nicht gefragt, werden nicht fair behandelt, sind immer noch benachteiligt. Vergiss es!“ Doch heute sollte dieses Signal heissen: „Dies ist deine Stunde – nutze sie!“

„Whatever women do, they must do twice as well as men to be thought half as good. Luckily this is not difficult.“

Charlotte Elizabeth Whitton
Kanadische Politikerin, Ottawa; 1. Bürgermeisterin einer
kanadischen Grossstadt

Denn es gibt für sie noch eine Zusatzbotschaft, und die heisst: „Na und?“ Die Rahmenbedingungen stimmen nie ganz; die meisten Männer bekommen ihre Jobs auch nicht auf dem Silbertablett, und Frauen könnten sich wohl kaum ihren Begabungen und Interessen gemäss entfalten, wenn sie von staatlicher Förderung abhängig wären. Und: Sie sind 51 Prozent der Menschheit. Also bleibt nur die Flucht nach vorn – allerdings mit einem Blick zurück auf die stattliche Reihe von Frauen, die sich nicht in die ihnen zugedachten Ablagefächer eingefügt haben. Nur die wenigsten von ihnen waren auf ihre Herausforderungen vorbereitet, aber sie haben ihre Chancen erkannt und ergriffen. Sie handelten innerhalb männlicher Strukturen, haben Neuland betreten und sich in ungewöhnlichen Situationen bewähren müssen.

Das sind die Rollenvorbilder, an denen sich Frauen orientieren können. In dunklen Momenten, wenn gar nichts mehr zu gehen scheint, kann man daran denken, was für Barrieren diese Frauen haben überwinden müssen und wie sie das getan haben. Dafür schulden wir ihnen Dank, und das Wenigste, was wir für sie tun können, ist, sie davor zu retten, vergessen, verleumdet oder verniedlicht zu werden.

Hier geht es also um HERstory – und wir beginnen mit einer Erfolgsgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert in Zürich.

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