Prof. Janet Yellen, ex-Notenbankchefin
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«Da könnten die europäischen Notenbanker noch einiges lernen.»

Eine Bilderbuch-Karriere erfährt morgen eine Zäsur: Janet Yellen, 71, kann auf eine exemplarische Karriere als Wirtschaftswissenschaftlerin zurückblicken. Sie hat an den Eliteuniversitäten Brown und Yale studiert, wurde anschliessend sofort Dozentin an der Harvard University, ehe sie 1975 zum MIT ging und gleichzeitig eine Stelle in der Abteilung für internationale Finanzen beim Beratungs-Gremium der Fed-Gouverneure antrat. Danach arbeitete sie für das Budget-Büro im Kongress, dozierte an der London School of Economics und dann an der School of Business Administration der University of California, Berkeley. Dort wurde sie 1985 ordentliche Professorin.

Ab 1994 war sie jedoch gleichzeitig erneut für die US-Notenbank tätig – als Vorstandsmitglied. 1997 berief Präsident Bill Clinton sie als Vorsitzende in seinen Wirtschaftsbeirat, und von 2004 bis 2010 stand Yellen der Federal Reserve Bank of San Francisco vor. Anschliessend hat der damalige Präsident Barack Obama sie zur stellvertretenden Notenbankchefin ernannt. Sie war die erste Frau in dieser Position und dementsprechend unter kritischer Beobachtung. Insofern ist der Kommentar von Stefan Barmettler, Chefredaktor «Die Handelszeitung», besonders interessant:

„Morgen Samstag tritt Fed-Chefin Janet Yellen ab. Unfreiwillig, denn sie hätte gerne noch eine zweite Amtszeit angehängt, wie normalerweise üblich. Doch Donald Trump eliminiert alles, was den Segen seines Vorgängers trägt. Also die Frage: Was bleibt von Yellen? Die Arbeitsmarkt-Expertin kann für sich in Anspruch nehmen, dass sie das Wachstum stimulierte, die Bilanz verkürzte und die Arbeitslosigkeit auf ein 17-Jahres-Tief senkte. Vor allem aber hat sie die US-Notenbank-Politik aus dem Krisenmodus bewegt und mit fein dosierten Zinserhöhungen für Nachhaltigkeit gesorgt. Da könnten die europäischen Notenbanker noch einiges lernen.
Ihrem Nachfolger Jerome Powell traue ich zu, dass er Yellens Kurs weiterführt, schliesslich hat er in den letzten Jahren stets im Einklang mit Yellen gestimmt.“ (Stefan Barmettler)

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