Liebe Leserinnen und Leser,
Wir freuen uns über die Gelegenheit, uns und den Lehrstuhl Gendermedizin vorzustellen. Seit Mai 2024 widmen wir uns an der Universität Zürich geschlechtsspezifischen Unterschieden mit dem Fokus auf biologische Faktoren (Englisch „Sex“) und zusätzlichen gesellschaftlichen Einflüssen (Englisch „Gender“). Das Ziel der Gendermedizin ist es, medizinische Forschung individueller und inklusiver zu gestalten und wichtige Wissenslücken zu schliessen.
Ein wesentlicher Forschungsbedarf ergibt sich aus der nach wie vor unzureichenden Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte in der grundlagenwissenschaftlichen Forschung, klinischen Studien und medizinischen Leitlinien. Das führt dazu, dass relevante Unterschiede – sowohl biologisch als auch gesellschaftlich – nicht ausreichend abgebildet werden. Im Alltag lassen sich diese Auswirkungen beispielsweise in fehlenden Dosisanpassungen für Frauen oder unzureichenden geschlechtsspezifischen Therapieempfehlungen erkennen. Unser Ziel ist es, durch fundierte Forschung, Lehre und klinische Versorgung, sowie durch Aufarbeitung und Aufklärung die Aussagekraft bestehender und zukünftiger Studien zu verbessern und so eine Medizin zu fördern, die der Vielfalt unserer Gesellschaft gerecht wird und der personalisierten Medizin näherkommt.
Ein Wandel in Richtung geschlechtergerechter Medizin geschieht nicht von allein. Daher sind gezielte Initiativen und Institutionen erforderlich, um Forschung und Praxis nachhaltig und aktiv voranzutreiben. Die Schweiz übernimmt hier aktuell eine wichtige Rolle – gesellschaftliche, institutionelle und politische Unterstützung ermöglichen grosse Fortschritte. Hierdurch wird ein starkes Zeichen gesetzt – für eine geschlechtssensible Medizin und ihre Verankerung in der Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte.
Mit dem Lehrstuhl für Gendermedizin, sowie der Women’s Hearts Sprechstunde / Sprechstunde für Gendermedizin in der Kardiologie leisten wir hoffentlich einen Beitrag, wissenschaftliche Erkenntnisse zu erzielen und gleichzeitig nachhaltige Strukturen für eine gerechte Gesundheitsversorgung zu schaffen.
Wo kommen wir her?
Nach jahrelanger Vorarbeit vieler engagierter Personen und Gruppen konnte Prof. Carolin Lerchenmüller im Mai 2024 ihre Stelle als Professorin für Gendermedizin in Zürich antreten. Als erfahrene Ärztin und Wissenschaftlerin ist sie in diesem Fachgebiet hervorragend vernetzt. Frau Lerchenmüller schloss das Medizinstudium an der Universität Heidelberg ab, wo sie nach einem Forschungsaufenthalt an der Thomas Jefferson Medical School in Philadelphia auch promovierte. Es folgte ein weiterer Forschungsaufenthalt am Massachusetts General Hospital/ der Harvard Medical School, woraufhin sie die Leitung des Labors für Kardiales Remodeling und Regeneration am Universitätsklinikum Heidelberg übernahm. Dort absolvierte sie ebenfalls ihre Facharztausbildung zur Kardiologin, sowie gründete und führte seither das „Netzwerk Gendermedizin Heidelberg“.
Das Team vom Lehrstuhl Gendermedizin, Universität Zürich
Wo stehen wir aktuell?
Unser engagiertes Team hat sich zügig zusammengefunden und etabliert und wir freuen uns ein Baustein am Wissenschaftsstandort Zürich zu sein. In unserem Alltag zeigt sich die Vielseitigkeit der Gendermedizin als gleichzeitiger spannender Vorteil und Herausforderung in der notwendigen Interdisziplinarität. Unser aktuelles Forschungsspektrum umfasst die
Grundlagenwissenschaften mit dem Schwerpunkt „Sex als biologische Variable“ mit der schützenden Wirkung von Bewegung und Sport auf das Herz, Herzinsuffizienz und rheumatischen Erkrankungen unter der Leitung von Dr. Germena (Biologin, Immunologin). Weiterhin basiert ein zweites wichtiges Forschungsstandbein auf der datenbasierten Analyse vorhandener grosser Datensätze („Big Data“) und Studien auf Geschlechtsunterschiede durch Frau Mathez (Datenwissenschaftlerin), sowie die klinische Anwendbarkeit durch Dr. Bley (Physician-Scientist). Ergänzt wird das Spektrum durch Herausforderung der Vernetzung dieser Bereiche sowie die Integration von Lehre, Aufklärung und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die besonders durch die Bemühungen von Frau Bozsa (Administration) koordiniert werden. Kürzlich wurde unser Team noch durch Herrn Schreiber (Kommunikation) ergänzt, der sich wichtigen Projekten, wie der Kommunikation nach aussen und innen widmen wird. Im April wird das Team der Grundlagenwissenschaft durch Herrn Betge ergänzt. Besonders erfreulich sind die spürbaren Fortschritte in all diesen Bereichen, darunter die Einrichtung eines spezialisierten Labors sowie neue Forschungsprojekte zur Analyse klinischer Studien und zur Rolle künstlicher Intelligenz in der Gendermedizin.
Wo wollen wir hin?
Nach einem erfolgreichen Start wollen wir diesen positiven Weg konsequent weiterverfolgen. Neben den genannten Forschungsbereichen und der Integration der Inhalte in die Lehre legen wir ebenfalls einen besonderen Fokus auf die Etablierung einer Sprechstunde für Gendermedizin und der Women’s Heart Sprechstunde in der Kardiologie. Es gibt hiermit die Möglichkeit, medizinische Fragen im Rahmen einer spezialisierten Betreuung zu klären und auch einen alltagsrelevanten Zugang zur Gendermedizin herzustellen. Sie finden Informationen zur Sprechstunde aktuell hier: https://www.usz.ch/fachbereich/kardiologie/angebot/gendermedizin-in-der-kardiologie/
Für Anfragen oder um über unsere Fortschritte informiert zu bleiben, empfehlen wir den Besuch unserer neuen Website, die regelmässig aktualisiert wird. www.gendermed.uzh.ch (insbesondere „News“). Ausserdem freuen wir uns bereits jetzt auf das geplante Schweizer Gendermedizin-Symposium im Oktober 2025 hinzuweisen: https://www.swiss-gendermedicine.org/en/symposium (wird in Kürze aktualisiert). Wir planen ein sehr attraktives Programm mit renommierten nationalen und internationalen Vortragenden.
In diesem Sinne danken wir Ihnen für das Lesen, die gemeinsame Leidenschaft für dieses wichtige Thema und Ihr vielfältiges Engagement. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Ihnen zur Weiterentwicklung der Gendermedizin und individuelleren Gesundheitsversorgung beizutragen. Für Fragen und Anregungen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Bis bald!
Ihre Gruppe der Gendermedizin Zürich