Work-in-Progress

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Vaterschaftsurlaub: auch in der Schweiz ein schwieriges Thema

Wie steht es um den Vaterschaftsurlaub in der Schweiz? Eigentlich nicht so gut, nachdem der Bundesrat das Begehren immer noch ablehnt. Aber dann vielleicht auch wieder nicht so schlecht. Bilden Sie sich selbst ein Urteil.

Kleiner Hinweis: Solange ein gut Teil der Bevölkerung bei dem Wort Urlaub an Sonne, Meer und Palmenstrand denkt, werden Notwendigkeit und Wünschbarkeit einer familienbejahenden Lösung keine Chance haben.

Wortschöpfer, hier ist Eure Kreativität gefragt: Rettet die Chancen für diese Einrichtung, indem Ihr das Wort Urlaub mit etwas „Seriöserem“ ersetzt! Ihr seid gefordert, wir sind gespannt.


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Weiterhin „liberaler Handlungsbedarf“ geortet

Bisher ist er nicht gerade durch ein übergrosses Interesse an der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft aufgefallen, der eher konservative Schweizer Think Tank «Avenir Suisse», aber an diesem 8. März, dem international beachteten «Tag der Frau», erinnerte er an seine eigene Studie vom Spätherbst 2015 zum Thema «Gleichstellung: Warum der Arbeitsmarkt nicht versagt». Trotz Fortschritten in der Lohnpolitik ortet er aber auch anderthalb Jahre später „weiterhin liberalen Handlungsbedarf“.

„Die Frauen sind in der Schweizer Arbeitswelt auf dem Vormarsch. Seit Jahren steigen ihre Löhne schneller als jene der Männer. Gleichzeitig verfestigt sich aber in der Öffentlichkeit die Überzeugung, dass Unternehmen Frauen diskriminieren, weil ihr Durchschnittslohn noch rund 19% tiefer liegt. Die neue Publikation von Avenir Suisse «Gleichstellung – Warum der Arbeitsmarkt nicht versagt» widerlegt diese Interpretation.“

Mit diesen Sätzen machte der Think Tank die Öffentlichkeit auf seine Studie zur Gleichstellungsproblematik aufmerksam. Diese Studie ist jetzt anderthalb Jahre alt, als Hintergrundinformation aber immer noch aktuell und lesenswert – besonders, da die Verfasser de Studie eben immer noch einen Handlungsbedarf sehen…

 

 


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Familieneinbezug: Neue Wege beschreiten

Bei grossen gesellschaftlichen Veränderungen braucht es immer das, was man als „kritische Masse“ bezeichnet: den Punkt, ab dem eine Entwicklung irreversibel wird oder sich die Waagschale in Richtung „Change“ senkt. Bei der Lösung der allermeisten Probleme ist das der Punkt, an dem gewisse Dinge, die zuvor undenkbar, unvorstellbar oder geradezu lächerlich erschienen, plötzlich akzeptabel werden.

Wer hätte vor zehn Jahren oder noch vor fünf Jahren gedacht, dass ein deutscher Aussenminister seine vierjährige Tochter, zusammen mit seiner schwangeren Frau, an seine Vereidigung mitnähme? Eben. Aber warum eigentlich nicht?

  • Formel-1-Star Nico Rosberg beendet seine vielversprechende Karriere  im Alter von 31 Jahren freiwillig: Er hat die Spitze erreicht und möchte sich jetzt vermehrt seiner Familie widmen.
  • Prince William gibt seine Aktivitäten als Rettungshubschrauber-Pilot nach 18 Monaten auf, um einerseits vermehrt seine Pflichten als Thronfolger in spe wahrzunehmen, andererseits aber auch, um mehr Zeit in London zu verbringen, wo seine Familie ist und sein Sohn eingeschult wird.
  • Der ehemalige Google-CFO Patrick Pichette hat im August 2015 in einem offenen Brief die Gründe dargelegt für sein freiwilliges Ausscheiden aus einem Job, den er gerne gemacht hat: Den Anstoss dazu hatte seine Frau gegeben, mit der er bereits 25 Jahre verheiratet war und mit der er nun, da die Kinder aus dem Haus waren, mehr Zeit verbringen wollte.

Und die «didacta», die wichtige Bildungsmesse (Stuttgart, 14.-18. Februar 2017) wartet mit einer Neuerung auf: Erstmals wird es am Samstag, 18. Februar, den Familientag „Abenteuer Bildung“ geben. Er soll den Dialog zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften beleuchten. In verschiedenen Vorträgen und Mitmach-Aktionen fördert der Aktionstag den Austausch zwischen Experten, Eltern sowie Kindern und bringt so alle Beteiligten, die bei der Entwicklung der Kinder mitwirken, zusammen.

Zufall, dass sich in so verschiedenen, aber aussagekräftigen Fällen eine Entwicklung zugunsten der Familie zeigt? Oder beginnt die Waagschale, sich sichtbar in Richtung „Change“ zu neigen?


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Neue Ansätze, neue Katalysatoren, neue Arbeitsmodelle

Gleich drei Stellungnahmen von Männern, die sich mit dem Megatrend «Female Shift» und den daraus entstehenden Konsequenzen für Männer, für Paare und für Familien beschäftigt haben:

Volker Baisch, Gründer der «Väter GmbH», sieht die Notwendigkeit für mehr Modelle in Bezug auf Aufteilung von häuslichen und ausserhäuslichen Tätigkeiten:

  • Die Diskussion sollte um partnerschaftliche Aushandlungsprozesse erweitert werden.
  • Junge Chefs, die ein Double-Career-Modell mit der Partnerin leben, sind Katalysatoren.
  • Die Männer müssen mutiger für ihre Interessen kämpfen, die Firmen flexibler werden.

Viele junge Eltern wollen ein Familienmodell, in dem beide Elternteile gleichermassen für Haushalt, Kinder und Geldverdienen zuständig sind – das hat die aktuellste Studie des «Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung» (WZB) vor kurzem wieder bestätigt: „35 Prozent der Mütter und sogar 42 Prozent der Väter würden sich die Arbeit zu Hause und im Büro sogar am liebsten annähernd paritätisch aufteilen.“ Die Väter wünschen sich fast durch die Bank mehr Zeit für die Familie. Mehr


„Männer sind weder Verlierer noch Opfer, und sie sollten sich auch nicht dazu machen lassen. [—] Uns Männern bieten sich heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor in der Geschichte der Geschlechterbeziehung.“

Der Schweizer NZZ-Journalist Patrick Imhasly, als Vater von zwei Kindern selbst jemand, der den Balanceakt zwischen ausserhäuslicher und familienbezogener Tätigkeit lebt, versucht, seine Geschlechtsgenossen aus der Opferrolle herauszuholen. Sein partnerschaftliches Denken und sein Plädoyer für eine realistischere Einstellung gipfeln in der aus tiefsten Herzen kommenden Feststellung: Männer, unsere beste Zeit ist – jetzt.


Im September 2016 hat die «ZEIT» eine Serie «Der neue Mann» begonnen; der erste Beitrag dazu, geschrieben von Daniel Erk, wurde unter dem vielsagenden Titel Ein Leben auf dem Streckbrett veröffentlicht. Der Verfasser beginnt seine Reflexion so: „Es war einer der vielen Momente in den vergangenen Jahren, in denen ich dachte: Vielleicht sind die Männer in den letzten 2000 Jahren einfach nur fabelhaft verarscht worden. Vielleicht war es in der Höhle, auf dem Hof, in der Stube immer schon besser als auf der Jagd, dem Feld und in der Fabrikhalle. Und vielleicht sollte ich den ganzen Krempel mit dem Ehrgeiz, der Karriere und dem Geld lächelnd anderen überlassen, stattdessen Risotto kochen, Muffins backen, zum Kinderbauernhof fahren und Esel streicheln.“

Nein, sollte er nicht. Jedenfalls nicht ausschliesslich. Wie so oft liegt der wirkliche Balanceakt nämlich nicht im Entweder/oder, sondern im Sowohl/als auch. Beides ist wichtig, im Haus und ausser Haus, für beide Partner, wahrscheinlich aber zu verschiedenen Zeiten. Das Austarieren, wer sich in einer Familie wann um welche Aufgaben kümmert, dürfte eine der spannendsten Herausforderungen für die nächste Generation sein – und ist zur Zeit eine unserer «Baustellen» – ein echter Fall von «Work-in-Progress». Wie Daniel Erk selbst vermutet: „Vielleicht ist das ein Teil der Lösung: weniger an sich denken. Weniger über Männer und Frauen nachdenken. Sondern mehr über gemeinsame Interessen. Und Aufgaben.“


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Der Blick auf das, was uns verbindet

Der «March on Washington» ist in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert, und viel ist bereits darüber geschrieben und geredet worden. Dass er überhaupt stattgefunden hat, dass er an so vielen anderen Orten solidarisch mitgestaltet worden ist und dass sich prominente Frauen wie Scarlett Johansson, Madonna oder Emma Stone eingemischt haben – all das und viele andere Zeichen könnten auf einen neuen Aufbruch hindeuten.

Wenn man in Betracht zieht, dass eine stattliche Anzahl von Männern diesen Marsch auf die eine oder andere Art unterstützt hat, ist das ein weiteres ermutigendes Zeichen. Sie bestätigen auf ihre Weise, dass es keine so genannten „Frauenfragen“ gibt: All das, was als Frauenfrage etikettiert worden ist, betrifft Notstände,Veränderungen  oder Entwicklungen, die gesamtgesellschaftlich betrachtet werden müssen. Die Männer, die zusammen mit weiblichen Familienmitgliedern auf dem „Pink Flight“ der Alaska Airlines nach Washington geflogen sind, haben Signalwirkung: Es bahnen sich grosse Änderungen an, die sich auch in kleinen Zeichen manifestieren.

Dies war ja keinesfalls der erste Marsch, den Frauen als Protest organisiert haben. Da gibt es bereits eine Tradition – sehen Sie selbst, inwieweit sich diese Protestmärsche gelohnt haben…


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