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Frauen und die digitale Welt: Keine Liebe auf den ersten Blick

Im 2000 habe ich ein Buch geschrieben mit dem Titel «Vom Lipstick zum Laptop! Die Frau in der Businesswelt». Der Titel hatte ein Ausrufezeichen, beschrieb also nicht Geschichte, sondern war „Programm“. Er war ein Weckruf: Um die Jahrtausendwende begann die IT-Welt ihren Einzug in unser Leben, und mir wurde damals klar: Frauen standen plötzlich Möglichkeiten offen, von denen ihre Mütter nicht mal hätten träumen können.

Viele Frauen haben inzwischen die beruflichen Möglichkeiten, die uns die neuen Technologien bieten, wahrgenommen – besonders, seit die Branche ihre Abkürzung um den Buchstaben „C“ für Communication erweitert hat. Längst nicht genügend, aber ihre Zahl wächst von Tag zu Tag. Dennoch gibt es viele andere, die jedoch nach wie vor ein berufliches Umfeld scheuen, das in früheren Zeiten in den Köpfen vieler vom Bild eines übergewichtigen, Sweatshirt Bekleideten, Brille Tragenden, Pizza und Coke am Arbeitsplatz konsumierenden Mannes unter 30 geprägt war.

Aber, aber, meine Damen: Den gibt es zwar immer noch, aber die Industrie bietet viele neue Möglichkeiten, sich mit Hilfe der elektronischen Hilfsmittel ganz neue Produkte und Dienstleistungen einfallen zu lassen. Werfen Sie mal einen unverstellten Blick auf die ICT-Welt: Sie werden überrascht sein, wieviel Kreativität und Innovation hier gefragt sind, ganz zu schweigen vom finanziellen Potential.

Die schweizerische «Handelszeitung» vom 26. Januar 2017 zeigt als Titelbild drei junge Schweizer Unternehmerinnen, die man, gemäss der Redaktion, kennen muss, weil sie „die Welt verändern“, wie es heisst. Sie sind in der Medizin und im Banking tätig und setzen sogar auf Roboter… Lassen Sie sich inspirieren!


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Fehlende Rollenvorbilder? Ach was!

Wir kennen sie ja, die Klagen von Frauen, die mit ihrer beruflichen Situation nicht zufrieden sind. Sie haben Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts (damals weitgehend berechtigt) begonnen und sich 45 Jahre später – inzwischen unberechtigt – nur minim verändert: Die „Rahmenbedingungen“ stimmen nicht. Die staatlich geförderte Kinderbetreuung lässt immer noch auf sich warten. Die individuell vereinbarte Arbeitszeit ebenso. Die Lohngleichheit ist auch noch nicht erreicht, und die guten Jobs gibt man immer noch eher den Männern als den Frauen. Das Signal, das jungen Frauen so am Beginn ihrer Laufbahn übermittelt wird, ist: „Frauen sind nach wie vor nicht gefragt, werden nicht fair behandelt, sind immer noch benachteiligt. Vergiss es!“ Doch heute sollte dieses Signal heissen: „Dies ist deine Stunde – nutze sie!“

„Whatever women do, they must do twice as well as men to be thought half as good. Luckily this is not difficult.“

Charlotte Elizabeth Whitton
Kanadische Politikerin, Ottawa; 1. Bürgermeisterin einer
kanadischen Grossstadt

Denn es gibt für sie noch eine Zusatzbotschaft, und die heisst: „Na und?“ Die Rahmenbedingungen stimmen nie ganz; die meisten Männer bekommen ihre Jobs auch nicht auf dem Silbertablett, und Frauen könnten sich wohl kaum ihren Begabungen und Interessen gemäss entfalten, wenn sie von staatlicher Förderung abhängig wären. Und: Sie sind 51 Prozent der Menschheit. Also bleibt nur die Flucht nach vorn – allerdings mit einem Blick zurück auf die stattliche Reihe von Frauen, die sich nicht in die ihnen zugedachten Ablagefächer eingefügt haben. Nur die wenigsten von ihnen waren auf ihre Herausforderungen vorbereitet, aber sie haben ihre Chancen erkannt und ergriffen. Sie handelten innerhalb männlicher Strukturen, haben Neuland betreten und sich in ungewöhnlichen Situationen bewähren müssen.

Das sind die Rollenvorbilder, an denen sich Frauen orientieren können. In dunklen Momenten, wenn gar nichts mehr zu gehen scheint, kann man daran denken, was für Barrieren diese Frauen haben überwinden müssen und wie sie das getan haben. Dafür schulden wir ihnen Dank, und das Wenigste, was wir für sie tun können, ist, sie davor zu retten, vergessen, verleumdet oder verniedlicht zu werden.

Hier geht es also um HERstory – und wir beginnen mit einer Erfolgsgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert in Zürich.


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Der Club of Rome

1968 gründet eine informelle Gruppe unabhängiger Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft weltweit einen Think Tank, der sich vorgenommen hat, Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit zu identifizieren. Der italienische Industrielle Aurelio Peccei und der Schotte Alexander King, damaliger Direktor für Wissenschaft, Technologie und Erziehung bei der OECD, organisieren die erste Konferenz zu den Zukunftsfragen der Menschheit an der «Accademia dei Lincei» in Rom.

Ins Licht der Öffentlichkeit rückt die Organisation spätestens 1972 mit ihrer Studie «Die Grenzen des Wachstums», die Begriffe wie Nachhaltigkeit und Umwelt in unser Bewusstsein bringen. Das Buch wird in 29 Sprachen übersetzt, über 30 Millionen Mal verkauft, und 1973 wird der Think Tank dafür mit dem «Friedenspreis des Deutschen Buchhandels» ausgezeichnet.

40 Jahre später, 2012, erscheint der jüngste Bericht, der sich mit den nächsten vier Jahrzehnten beschäftigt – eine Zusammenfassung finden Sie hier.

Zur Zeit hat der Club 66 Vollmitglieder und dreissig nationale und regionale Vereine. Das internationale Zentrum befindet sich in Winterthur. Heute teilen sich der deutsche Manager Eberhard von Koerber und der indische Ökonom Ashok Khosla das Präsidium.


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75 Gegenbeweise

Wer sagt denn, dass es kaum Führungsfrauen gibt: Sogar in der Bundesrepublik Deutschland, die immer noch mehr auf Industrie und Produktion ausgerichtet ist als auf Dienstleistung, ist es offensichtlich möglich, 75 kompetente Frauen in Geschäftsleitungen und Aufsichtsräten aller Arten von Unternehmen zu finden. Zu wenige, ja, aber immerhin.

Das Manager-Magazin hat diese Gruppe von “Power-Ladys” in seiner Januar-Ausgabe auf den Seiten 86-95 vorgestellt: “Sie sind klug, tough, mutig und hoch angesehen – diese Frauen haben in der deutschen Wirtschaft den grössten Einfluss.” Und ich möchte hinzufügen: Sie sehen weder unglücklich aus, noch vermitteln sie den Eindruck, dass sie hätten darum betteln müssen, in die Führungsgruppe zu kommen. Schauen Sie selbst…

Wie war das doch gleich mit den fehlenden Rollenvorbildern? Eben.


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Ehrenmorde in Pakistan

Bevor ich einen Newsletter abonniere, muss ich überzeugt sein, dass dieses Abonnement von Nutzen ist: für meine Arbeit, für mich, für jemanden in meinem Umfeld. Nicholas Kristof, einer meiner Lieblingskolumnisten in der New York Times, lädt sein Lesepublikum ein, seinen zweimal wöchentlich erscheinenden Newsletter zu abonnieren, was ich getan – und noch keine Sekunde bereut habe.

Im Gegenteil: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, was zur Zeit besonders deutlich wird, wenn er sich mit dem zukünftigen amerikanischen Präsidenten beschäftigt. Aber als weitgereister und engagierter Zeitgenosse interessiert er sich nicht nur für Ereignisse in den USA, sondern für globale Themen und Zusammenhänge, besonders häufig dabei für das Schicksal von Frauen in Entwicklungsländern.

In seiner Jahresend-Kolumne weist er auf einen Artikel hin, der ihn besonders berührt oder betroffen gemacht hat und den er seinen Abonnenten empfiehlt. Diesmal geht es um Ehrenmorde in Pakistan, denen Frauen schutzlos ausgesetzt sind. Aber vielleicht ändert sich hier gerade etwas…


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«Danke, #MerylStreep»

Hier ist sie, die ganze Rede des amerikanischen Hollywood-Stars Meryl Streep bei der Verleihung der Golden Globe Awards, an der sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Einmal mehr nutzte sie die Gelegenheit, den gewählten US-Präsidenten zu attackieren – ohne ihn namentlich zu erwähnen. Gefunden im Tages-Anzeiger.


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Das Trumpf-As der US-Politik

Donald Trump wird am 20. Januar als 45. Präsident der Vereinigten Staaten eingeschworen. Nach wie vor ist das kaum zu glauben. Ignaz Staub fasst zusammen, was bisher geschah… Gefunden im Journal 21.


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Konzernchefin widersetzt sich Trump

Der US-Autobauer General Motors will trotz der Drohungen des gewählten Präsidenten Donald Trump an der Produktion von Kleinwagen in Mexiko festhalten. Die Autobranche treffe ihre Entscheidungen, wo ein bestimmtes Fahrzeug gebaut werde, mit einem Vorlauf von zwei bis vier Jahren, sagte Vorstandschefin und CEO Mary Barra am Sonntagabend. Gefunden im Tages-Anzeiger.


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Schlechte Nachrichten für Amerikas Arbeitnehmer

„Und ein Silberstreifen am Horizont zeichnet sich inmitten der Wolken, die derzeit über den USA und der Welt hängen, nun wirklich nicht ab.“ Das ist das Fazit am Ende eines längeren Artikels des Nobelpreisträgers Joseph E. Stiglitz zur Wirtschaftspolitik des zukünftigen US-Präsidenten. Informativ, glaubwürdig – und vernichtend. Lesenswert. Lesenswert. Gefunden in der Handelszeitung.


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Heimlich, still und leise…

Wenn Sie diese Formulierung irgendwo lesen, kommt meistens nichts Gutes danach. So auch am Anfang des neuen Jahres im amerikanischen Kongress.

Das fängt ja gut an: Am 2. Januar hat Robert Goodlatte, republikanischer Abgeordneter aus Virginia und Vorsitzender der Rechtskommission im amerikanischen Kongress, verkündet, der Kongress habe beschlossen, die Entscheidungshoheit des unabhängigen «O.C.E. Office of Congressional Ethics» massiv zu beschneiden. Der Beschluss ist heimlich, still und leise gefasst worden, ohne Vorwarnung, ohne Abstimmung und unter Umgehung der Verantwortlichen, und ist am Abend vor der Vereidigung des neuen Kongresses als fait accompli präsentiert worden.

Das Büro war 2008 ins Leben gerufen worden, um einige der Machenschaften, die zur Finanzkrise geführt hatten, zu untersuchen und Ähnlichem in Zukunft vorzubeugen.

Der Kongress ist, wie der Senat, fest in republikanischen Händen, und die amerikanische Wirtschaft (und nicht nur sie) freut sich auf einen republikanischen Geschäftsmann als Präsidenten. Minderheits-Vorsitzende Nancy Pelosi kommentierte den Entscheid so: „Evidently, ethics are the first casualty of the new Republican Congress.“

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie schnell die designierten Vorsitzenden für Energie, Umwelt oder Gesundheitswesen für weitere Todesfälle sorgen werden.

PS: Nachdem sich der designierte US-Präsident kritisch zu diesem Vorgehen geäussert hat und der Protest – nicht nur von den Demokraten, sondern auch von einflussreichen Republikanern – unüberhörbar war, ist, gemäss CNN, der Beschluss bereits wieder aufgehoben worden.

…und das alles innerhalb von 24 Stunden: Das kann spannend werden.


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